20 Jahre WGFV – 20 Jahre Dresdner Verpackungstagung

20 Jahre Wende

20 Jahre WGFV – 20 Jahre Dresdner Verpackungstagung
Festrede von Prof. Dr.-Ing. Gerhard Großmann


In diesen Wochen und Monaten des Jahres 2010 häufen sich die 20-jährigen „Geburtstage“ zahlreicher Initiativen aus den ersten Wochen und Monaten der Nachwendezeit. Wir freuen uns und sind stolz darauf, dass die Wissenschaftliche Gesellschaft für Fördertechnik und Verpackung (WGFV) und ihr Kind, die Dresdner Verpackungstagung, zu diesen nach wie vor lebendigen Initiativen gehören.

Der Raum Dresden war und ist seit vielen Jahrzehnten ein Zentrum der Verpackung im weitesten Sinne. Frühzeitig etablierten sich Wissenschaft und Ausbildung im Maschinenbau, bald auch speziell für die Verpackungstechnik. Mehrere Maschinenbaubetriebe der Region trieben die Entwicklung von Verpackungsmaschinen und Verpackungsanlagen voran, zahlreiche Erfindungen und Patente legen davon Zeugnis ab. Folgerichtig entstanden Einrichtungen für Verpackungsforschung, für Material- und Warenprüfung, ein Prüffeld für Verpackungen... Es keimten Anstrengungen, die Verpackung in das umfassendere Spannungsfeld von Fördertechnik und Transportketten, von Logistik und Ökologie einzuordnen. Eine ausgeprägte Gemeinschaftsarbeit entwickelte sich auf diesem Feld.

In diesem Sammelbecken theoretischer und praktischer Arbeitsrichtungen für die Verpackung boten sich ganz natürlich Nährboden und Motivation für die Fachleute, kreative Gemeinschaftsarbeit auch nach der Wende fortzusetzen – nicht nur weiterführend schlechthin, sondern gestaltend, vorantreibend – unter neuen Bedingungen und viel breiteren Möglichkeiten. Und so gründete ein „Fähnlein der sieben Aufrechten“ im Oktober 1990 in Dresden unsere WGFV. Nicht vergessen will ich, dass im Vorfeld dieser Vereinsgründung auch manches geduldige und hilfreiche Wort westdeutscher Kollegen stand, ich komme noch darauf zurück.

Prägende Aufgabenfelder hinsichtlich der Verpackung waren und sind

  • Eignung von Verpackungsmaterialien,
  • ihre umweltgerechte Anwendung und Entsorgung,
  • Verpackungstechnik und Effektivität der Verpackungsanlagen,
  • Vernetzung zu innerbetrieblichem Transport und Logistik.

Eine Anmerkung zu dem F im Kürzel WGFV, das für Fördertechnik steht: Ursprünglich wollten wir die Fördertechnik inhaltlich in die Kooperation einbinden. Dies ist so nicht gelungen, denn der VDI war übermächtig mit seinen diesbezüglichen Fachgremien, und die Fördertechniker schlossen sich nach und nach dort an. Das ist verständlich und zu akzeptieren. Wir haben dennoch die vorhin betonte Ganzheit nie aus dem Auge verloren, auch wenn sie kein Schwerpunkt ist – doch das kann sich jederzeit ändern! –, und so bleibt das F im Logo.

Für die beiden eben genannten Aufgabenfelder – Verpackungsmaterialien und ihre umweltgerechte Anwendung und Entsorgung – bestand anfangs der neunziger Jahre dringender Handlungsbedarf: Es war für die Unternehmen der Region überlebenswichtig, die Ost-Produkte im Handel „listenfähig“ zu machen; und dabei hatte die Verpackung eine viel größere Bedeutung, als wir das gewohnt waren. Unsere Verpackungen waren häufig grau, weil aus Recyclingmaterial, und hatten nicht selten einen eher behelfsmäßigen Charakter. (Auf manchen Verpackungen stand „Behelfsverpackung“, es gab aber gar keine andere.) In der Marktwirtschaft, deren Segnungen wir uns hart erarbeiten mussten, sollte die Verpackung aus weißem Material bestehen, mit farbigen Aufdrucken, glänzend möglichst. Doch schon nahte am Horizont die Verpackungsverordnung, die das Recyclingmaterial – in wesentlich besserer Qualität natürlich – wieder in den Focus rückte. Eine unserer ersten Aufgaben in der WGFV war es, das Wissen um Verpackung, Entsorgung und Verpackungsverordnung, das wir uns aus Dokumenten und Vortragsveranstaltungen in Westdeutschland holten, in Seminaren und Beratungen an die Mitarbeiter ostdeutscher Betriebe weiterzugeben.

Mit diesen und ähnlichen Aktivitäten entstand die Idee, hier in Dresden eine regelmäßig stattfindende Verpackungstagung aufzubauen, um unsere langjährige Tradition zu bewahren, um den Fortschritt zu publizieren, um die Unternehmen in der Region zu unterstützen. Im Jahre 1991 gab es also die erste Verpackungstagung (wir nannten sie anfangs „Sächsische“, doch bald wählten wir den Titel „Dresdener Verpackungstagung“). Wir haben den Jahresrhythmus durchgehalten, und heute sind Sie unsere Gäste zur 20. DVT!

Spätestens jetzt will ich mein Versprechen einlösen, die Unterstützung durch unsere westdeutschen Fachkollegen zu würdigen.

In den ersten Monaten nach der Grenzöffnung waren es in hervorragender Weise die Kollegen Eschke und Jansen, die mich geduldig davon überzeugten, dass ein Verein eine ausgezeichnete Möglichkeit sei, selbständig zu handeln, als juristische Person aufzutreten, dabei Steuern zu sparen und Fördermittel einzuwerben. Nach anfänglicher Skepsis und der Frage, wie dies zu bewerkstelligen sei, gingen wir ans Werk und schafften es – wie bereits gesagt.

Die nächste, wesentlich höhere Hürde, war die Etablierung einer jährlichen Verpackungstagung. Weder mein Lehrstuhl noch der neu gegründete Verein konnten dies stemmen – man brauchte Sponsoring –, doch von diesem Vorgang kannten wir kaum das Wort, geschweige denn Sponsoren. An diesem Punkt war es Herr Krämer, der mit übersprudelndem Temperament und Optimismus ganz einfach sagte: „Hier muss man was tun, und ich helfe Euch dabei“. Er knüpfte die Verbindung zu Herrn Weber, der persönlich und mit seiner renommierten Fachzeitschrift „Neue Verpackung“ ein Fundament für unsere Tagung legte, z. B. entwarf er mit einem Grafiker das Logo unseres Vereins, er kämmte den deutschen Veranstaltungskalender nach einem geeigneten Termin durch, schaltete Anzeigen zu den Tagungen (für uns wären sie unerschwinglich gewesen). Alle vier genannten Herren knüpften goldene Fäden zu möglichen Referenten, von denen die meisten wiederum ohne Spesen- und Honorarforderungen unsere Tagungen inhaltlich bereicherten. Die Herren Eschke, Jansen, Krämer und Weber waren aktive Geburtshelfer für unseren Verein und für unsere Tagung – dafür gebührt Ihnen unser aufrichtiger Dank!

Wie ging es weiter mit unseren Verpackungstagungen? Im Anhang finden Sie die vollständige Abfolge unserer Tagungen, hier und heute will ich mich auf wesentliche Zäsuren beschränken.

Anfangs ging es – wie schon begründet – um Marktwirtschaft und Entsorgung beim Verpacken insbesondere in unserer Region. Mitte der neunziger Jahre, etwa ab der vierten Tagung, sind zwei Erweiterungen sichtbar: Zum einen hat sich Kollege Hennig intensiv eingebracht und das Standbein Verpackungstechnik in der WGFV und in den Dresdner Verpackungstagungen entscheidend geprägt; bis in die Gegenwart sind wir der Thematik „Reserven im Verpackungsprozess erschließen“ – in zahlreichen Facetten versteht sich – treu geblieben. Zum zweiten sind wir auf eine einundeinhalbtägige Veranstaltung übergegangen, um am zweiten Halbtag einen speziellen Verpackungs-Workshop anzuschließen, in dem wir unsere ostdeutschen Erfahrungen an unsere osteuropäischen Fachkollegen weitergaben. Zu ihnen pflegen wir nach wie vor umfangreiche Beziehungen. Darin unterstützte uns Kollege Berndt ganz aktiv mit seinen umfangreichen internationalen Erfahrungen. Schließlich bot die zweitägige Veranstaltung Gelegenheit, am Abend des ersten Tages Referenten und Teilnehmer zu einem gemütlichen Fachplausch einzuladen. Mehrere Sponsoren, längst auch aus der Region, machen es möglich. Mit dieser Themenvielfalt wurde unsere Tagung schließlich bundesweit bekannt und anerkannt. Immer mehr westdeutsche Teilnehmer besuchen uns, manche sind uns über mehrere Jahre hinweg treu geblieben.

Einen breiten Kreis von Fachleuten sprach 1998 das Thema „Die Verpackung in der Distribution – Abstimmung tut Not“ an. Erstmalig unternahmen wir den Versuch, die Verflechtung aller Komponenten, die eine Verpackung tangieren, aufzuzeigen.

Eine weiterer Akzent unserer Tagung sei erwähnt: Ganz bewusst und in großem Umfange geben wir Studierenden die Möglichkeit, trotz ihrer knappen Kassen an unseren Tagungen teilzunehmen. Das betraf zunächst unsere Dresdner Studenten. Als dann Kollege Herzau den Vorsitz der WGFV übernommen hatte, strömten auch Studierende aus Leipzig zu uns; und ebenso nutzen Berliner Studenten diese Gelegenheit, sich weiterzubilden und Praxiskontakte zu knüpfen.

Bis vor wenigen Jahren haben wir die Dresdner Verpackungstagungen aus der WGFV heraus in ehrenamtlicher Arbeit zahlreicher Helfer organisiert. Dieser Verzicht auf finanzielle Vergütung hat das Überleben unserer Verpackungstagung gesichert! Irgendwann jedoch war dieser Aufwand so nicht mehr zu bewältigen; es ist auch kaum möglich, die Pioniere und Idealisten der ersten Stunde durch jüngere Kräfte zu ersetzen. Schließlich ändern sich die Zeiten und ihre Vorzeichen.

Dieses Dilemma sahen unsere Mitstreiter außerhalb der WGFV. Und so war es wiederum Kollege Berndt, der uns das Angebot unterbreitete, die Dresdner Verpackungstagung gemeinsam mit seinem Deutschen Verpackungsinstitut zu tragen. Gern willigten wir ein, wobei wir uns einigten, Charakter und Standort der Tagung zu erhalten – gleichwohl werden wir auch flexibel sein müssen.

Diese jüngste Entwicklung unserer Dresdner Verpackungstagung gestattet mir die Hoffnung, dass die Zukunft unserer Tagung für weitere Jahre gesichert ist. Dafür gilt unser Dank an alle Beteiligten!

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Einladung zur Mitgliederversammlung

Unsere erste Mitgliederversammlung der neuen WGFV nach der Verschmelzung mit der WGGT wird am 8. Mai 2024 ab 16 Uhr gemeinsam mit dem nächsten Stammtisch in der TU Dresden, Institut für Naturstofftechnik,Bergstraße 120, 01069 Dresden stattfinden. Zum Stammtisch konnte als Referent Herr Frank-Georg Stephan gewonnen werden, der über seine Arbeit als Gefahrgutspezialist beim ECE in Genf berichtet.

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