23. Dresdner Verpackungstagung

Gelungene Moderation durch den dvi-GF Winfried Batzke

Kommt die Industrie 4.0?
Dresdner Verpackungstagung 2013 vermittelte Impulseund Erkenntnisse

Bereits zum 23. Mal luden die Veranstalter der Dresdner Verpackungstagung am 5. und 6. Dezember vergangenen Jahres in die vorweihnachtliche sächsische Landeshauptstadt zum traditionellen Branchentreffen ein. Diesmal wurden mit dem anspruchsvollen und vielseitigen Programm zum Thema "Technische Produkte und FMCG - Lerneffekte und Impulse" Akzente gesetzt. 13 Fachvorträge vermittelten neue Lösungen und weltweite Erfahrungen rund um Maschine, Prozess und Automatisierung, Verpackungen, Displays und E-Commerce, Transport und Logistik. Die Moderation lag wieder in den bewährten Händen des Veranstalters: der dvi-Geschäftsführer Winfried Batzke führte kompetent und locker, angereichert mit einigen Abstechern in die regionale Kultur, durch die beiden Tage.

In seinem richtungweisenden Eingangsreferat "Industrie 4.0 – Hype, Vision oder Chance" analysierte Jens-Peter Majschak, Professor für Verarbeitungsmaschinen und Verarbeitungstechnik der TU Dresden, wo sich gegenwärtig der Verpackungsmaschinenbau im Rahmen der Diskussion um die "Industrie 4.0" einordnen sollte und welche Aufgaben auf effiziente Lösungen warten. Vernetzte Fabriken mit austauschbaren Maschinen, unterstützt von einer neuen Internetdimension und bisher ungekannten Serviceleistungen werden die Kerninhalte der vierten industriellen Revolution sein. Antrieb ist der Wunsch des Menschen nach individuellen Produkten. Um diesem gerecht werden zu können, bedarf es profitabler Konzepte, "…mit hochflexiblen, selbstkonfigurierenden Linien, bestehend aus eine Vielzahl, möglichst atomarer Funktionsmodule oder hochflexibler Robotertechnik". Einige solcher Konzepte sind "…im Bereich der Montage, aber auch in der Fertigung denkbar und in einer wachsenden Zahl von Demo-Smart-Factories auch schon zu besichtigen", so der Referent. Obwohl die Verpackungsindustrie häufig nicht als Hightechbranche angesehen wird, nimmt sie hinsichtlich der Individualisierung der Produkte und deren Verpackung bereits jetzt eine Vorreiterrolle ein. Dies wird mit der Palette der für den 3D-Druck geeigneten Werkstoffe zunehmen, ebenso wie die erreichbaren Genauigkeiten und Oberflächenqualitäten. Dann wird man ggf. "…das Steak gleich in die Verpackung drucken oder mit dieser gemeinsam." Das heißt, es "…gibt durchaus Anlass zum Wissens- und Erfahrungsaustausch. Dazu wird u.a. am 12. Februar 2104 der Fachverband Nahrungsmittelmaschinen und Verpackungsmaschinen im VDMA den interessierten Kreisen seiner Mitglieder auf der Technischen Sitzung  Verpackungsmaschinen Gelegenheit geben", schloss Jens-Peter Majschak seine Ausführungen und gab den Fachkollegen in der wieder gut besuchten Tagungsstätte, aber auch den zahlreich vertretenen Studierenden verpackungsrelevanter Fachrichtungen Impulse für eine weitere Beschäftigung mit dem Thema.

In Übereinstimmung mit dieser Analyse stellten Ralf Schubert, Geschäftsführer der Gerhard Schubert Verpackungsmaschinen GmbH, und Steffen Winkler, Bereichsleiter Vertrieb und Branchenmanagement Druck- und Verpackungsmaschinen bei der Bosch Rexroth AG, an praktischen Beispielen aus ihren Unternehmen dar, wie innovative Verpackungsprozesse der Zukunft gestaltet werden können. Im Mittelpunkt der Ausführungen von Ralf Schubert stand das Transmodul als flexibles Transportsystem für Produkt und Verpackung, das sich durch vollautomatischen Werkzeug- und Formatwechsel, Anpassung an die jeweils erforderlichen Leistungsparameter, kurze Umstellzeiten, Reaktionsmöglichkeit bei unerwarteten Ereignissen sowie Fehlerbehebung durch den Bediener bei laufendem Betrieb auszeichnet. Besonders geeignet ist der Einsatz des Transmoduls hinsichtlich der Tendenz zur Integration aller Verpackungsfunktionen in einer Maschine.

Steffen Winkler erweiterte das Spektrum innovativer Verpackungsprozesse mit seiner interessanten Darstellung wesentlicher technischer Innovationen, die er auch in zahlreichen Referaten auf vorangegangenen Dresdner Verpackungstagungen vorstellen konnte. Diese Innovationen charakterisieren die Entwicklung der Automatisierung von Verpackungsmaschinen über vier Bosch Rexroth-Generationen hinweg. Gegenwärtig wird mit der fünften Generation eine völlig neue Dimension geschaffen, die adaptiv, einfacher, effizienter, "schaltschranklos" und damit"Industry 4.0-ready" ist.

Im weiteren Verlauf der Tagung kamen Packmittelhersteller, Dienstleister und der Handel zu Wort. So gab Ralf Schmitt-Kling, Branchenmanager Lebensmittelindustrie der Murtfeld Kunststoffe GmbH & Co. KG, einen Überblick über die Anwendung lebensmittelkonformer Kunststoffe im Maschinenbau. Er erläuterte, dass einige Werkstoffe, gesteuert durch Additive, elektrische Eigenschaften, Mikrobenwachstum, UV- und Wärmestabilität, Gleiteigenschaften, Verschleiß, Detektierbarkeit u. a. ermöglichen. Außerdem zeigte er auf, wie neben Metallen auch Kunststoffpartikel in Lebensmitteln nachgewiesen werden können. So sind Detektionsverfahren wie das Röntgen im Einsatz, über das kleinste Partikel und auch weitere Materialien (z.B. Holz) erkennbar sind. Grenzen setzt dabei jedoch ein ähnlicher Wert der Dichte des Fremdstoffes mit dem des Lebensmittels.

Anschließend trug Bernd Ströbele, Verkaufsingenieur International der Schilling Engineering GmbH, Anforderungen und Lösungen für das Verpacken technischer Produkte im Reinraum vor. Mit interessanten Anwendungsbeispielen aus der Praxis vermittelte er den Tagungsteilnehmern Erfahrungen aus anderen Branchen, informierte über Sauberkeitsanforderungen im Bereich Automotive, erläuterte die Klassifizierung von Reinräumen und fragte nach, ob nicht bei manchen Produkten, die unter hohem Aufwand im Reinraum hergestellt werden, das Verpacken und der Transport effektiv gestaltet werden können, ohne die Reinraumqualität des Erzeugnisses zu beeinträchtigen.

"Vom Laminat zur Kosmetik, neue Technologieprozesse in der Welt der Tuben" lautete der Titel des folgenden Beitrags, in den sich Beat Rupp, Managing Director der PackSys Global Switzerland Ltd. und Matthias H. Lütkemeier, Geschäftsführer der ESSEL Deutschland GmbH & Co. KG teilten. Mit einer informativen Übersicht stellten sie die Entwicklung der Tube in den letzten 165 Jahren dar, erläuterten Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Tubenarten, deren Einsatzgebiete sowie Trends bei Funktion und Design. Ebenso zeigten sie die Anforderungen aus der Sicht der Maschinenbauer bzw. der Systemanbieter auf. Dabei wurde auch die Herausforderung durch kleine Losgrößen und Personalisierung der Verpackung mit Inline-Dekoration u. ä. auf die Kosten thematisiert, die mit technischen Lösungen beantwortet werden müssen.

In die vorwiegend zukunftsorientierten Diskussionen dieser Tagung ordnete sich der sehr informative Beitrag von Dr. Volker Lange (Ressortleiter Verpackungs- und Handelslogistik, AutoID- und RFID-Systeme beim Fraunhofer Institut für Materialfluss und Logistik IML in Dortmund) über "Verpackung im Spannungsfeld des e-Commerce" ein. Dabei skizzierte er die neuen Entwicklungen im Bereich e-Commerce und deren Auswirkungen auf die Logistik, den Handel und die Verpackung. So besteht zwischen Individualisierung und bestehenden logistischen Standards ein Zielkonflikt, der gelöst werden muss. Die Digitalisierung führt zu einem strukturellen Wandel im Informations- und Kommunikationsverhalten der Konsumenten und erfordert das Beherrschen einer zunehmenden Komplexität. Probleme sind die Atomisierung von Sendungen mit meist geringem Warenwert, kurzen Lieferlaufzeiten und engem Zeitfenster, Aufkommensschwankungen, zunehmender Retourenanteil, individuelle Zustellorte und –zeiten, unterbrechungsfreie Kühlkette bei Lebensmitteln. Der e-Commerce mit Drive-In-Konzepten, Croudsourcing in der Paketzustellung und allen genannten Problemen revolutioniert die Handelslogistik. Die Verpackung ist dabei ein wesentlicher Erfolgsfaktor, denn die Versandverpackung wandelt sich dabei zum Imageträger des Versenders, gleichzeitig muss sie nachhaltig sein, frustrationsfreies Auspacken gewährleisten, zum Teil sogar eine hohe Wertigkeit vermitteln. Diese Faktoren erfordern angepasste Verpackungslösungen.

Eine optimale Verpackungslösung präsentierten Stefan Eller, Key Account Manager und Werner Allmang, Kundenberater Abpacktechnik bei DS Smith Packaging mit der neuen Displaygeneration für die 100g- und 250g- Ritter Sport–Tafelschokolade (siehe auch VR 12/2013, S. 52). In ihrem Vortrag "Displays im Wandel - Packline Engineering" erläuterten sie, wie die Display-Entwicklung, die 2013 mit dem Deutschen Verpackungspreis ausgezeichnet wurde, allein durch Nutzung der Schwerkraft für den Verbraucher immer Ware bereithält. Dadurch ließen sich Einsparungen an Verpackungsmaterial und Druckfarbe sowie bessere Bedingungen bei der Konfektionierung erzielen, denn die Traylagen werden erstmals nicht mehr von Hand, sondern maschinell gestapelt. Auch der Automatisierungsrad in der Displayfertigung konnte erhöht und der Output gegenüber der früheren Variante bis zu 50 % gesteigert werden, indem die Konstruktion nach dem Baukastenprinzip erfolgte. Standardisierte Topschilder und Seitenblenden verringern die Anzahl der Bauteile, wodurch sich aus wenigen Elementen alle Displaygrößen für unterschiedliche Mengen von Schokoladentafeln zusammensetzen lassen.

Der zweite Tag war geprägt von interessanten Ausführungen rund um das Thema Transportverpackung. Er begann mit dem Beitrag "Herausforderungen an das Verpacken technischer Produkte", vorgetragen von Albert Schelling, Leiter Verpackungsentwicklung bei der Scintilla AG, Bosch Powertools. Hohe Bedeutung für das Verpacken technischer Produkte haben die auf die Kundenbedürfnisse abgestimmten Piktogramme, die Erkennbarkeit des verpackten Produkts und die Beachtung weiterer Forderungen des Handels wie Shop-in-Shop-Systeme, Verpackungen mit verbesserten Faltungen oder das Anbringen des Euro-Lochs.

Mit dem folgenden Referat "Auswertung klimatischer Einflüsse auf die Verpackung beim Überseetransport im Container", stellte Dmitri Kulitzscher, Absolvent der Verkehrswissenschaftlichen Fakultät der TU Dresden, Ergebnisse seiner Diplomarbeit zu verpackungslogistischen Problemen des Transports vor. Damit konnte der Veranstalter auch erstmals ein Anliegen der Tagung realisieren, Studierenden eine Plattform für die Publizierung interessanter Themen zu geben. Der Referent, der inzwischen als Teamleiter Zollabfertigung bei SANARA Internationale Zolldienste GmbH seine Arbeit aufgenommen hat, informierte über den aktuellen Kenntnisstand zu klimatischen Transportbelastungen und über verpackungstechnische Möglichkeiten zur Vermeidung von Schadensfällen.

Michael Bodemer, Mitglied der Geschäftsleitung bei der THIMM Consulting GmbH + Co. KG, sprach im Anschluss über die Notwendigkeit der Lieferantenqualifizierung bzw. der Optimierung von Inboundverpackungen am Beispiel von Kundenprojekten. Das Fazit seiner Ausführungen war, dass eine optimierte Warenlieferung einer der wichtigen Faktoren für effiziente Produktions- und Logistikprozesse beim Verpackungshersteller ist.

"Transport und Logistikverpackungen für alle Fälle" stellte Markus Linke von DB SCHENKER europac vor. An Praxisbeispielen demonstrierte er die Auswirkungen einer mangelhaften Schutzfunktion von Transportverpackungen. Interessant waren die von DB Schenker europac entwickelten Sonderlösungen, dargestellt an unterschiedlichen Beispielen für die Solarbranche, wie Verpackungen für Langgut, für Dünnschichtmodule und für Masterkits.

Den Abschluss dieses Themenpools bildeten die Ausführungen von Walter Ahn, Geschäftsführer der WASTO-PAC GmbH, mit "Sauber und trocken – Palettenreinigung als wichtiges Glied in der Logistikkette". Vor allem unter Beachtung der Lebensmittelsicherheit sind eine gute Qualität sowie die Werterhaltung und Langlebigkeit von Paletten für die Nahrungsgüterwirtschaft, aber auch für andere Bereiche entscheidend. Zertifizierungen und Audits sind dabei unerlässlich. Der Vortragende erklärte unterschiedliche Reinigungsarten und Faktoren, die bei bereits der Auswahl von Paletten zu beachten sind.

Mit diesem Tagungsprogramm und den vielfältigen Möglichkeiten der Begegnung in den Pausen und beim abendlichen Treffen wurde den über 140 Experten sowie rund 30 Studierenden aus verpackungsrelevanten Studiengängen –die nicht zuletzt Dank des Engagements der Sponsoren Gerhard Schubert Verpackungsmaschinen GmbH und Bosch Rexroth AG teilnehmen konnten- ein breites Erfahrungsspektrum geboten.

Die nächste Dresdner Verpackungstagung findet am 4. und 5. Dezember 2014 statt.

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